Israhel van Meckenem
Das Gebet am Ölberg L 89
Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin
Foto Jörg P. Anders
Mt 26,36-40.47: Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hier, solange ich dorthin gehe und bete. Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst! Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? … Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.
Mit betend aneinandergelegten Händen kniet Jesus vor einem aus waagerechten Platten aufgetürmten Felsen. Er hebt den Blick zu dem Kelch, der hoch oben auf der Felsspitze steht. Sein Gewand bildet in Rücken und Vorderteil je zwei senkrechte, leicht gebogene Parallelfalten, die auf dem Boden tütenförmig auslaufen. Sie bilden ein ruhiges Gegengewicht zu den verworrenen Formen des Felsens. Von den drei Jüngern hinter Jesus schläft der junge Johannes tief und fest, während Petrus links dahinter offensichtlich mit dem Schlaf kämpft und Jakobus neben ihm angestrengt die Augen offen zu halten versucht. Sie wollen wirklich mit ihrem bedrängten Herrn wachen, aber die Müdigkeit droht sie zu überwältigen! Über dem Holzzaun im Hintergrund tauchen die Köpfe der Soldaten auf, die einen der vier Männer gefangen nehmen werden, wenn ihnen denn Judas gezeigt hat, welcher davon Jesus ist. Bedrohlich steht Judas, den Geldbeutel mit den 30 Silberlingen vor der Brust, unter dem Tor.